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„Ein Mann, ein Fjord“

Hape, Horst und die Hurtigruten

Von Bibo Loebnau  Quelle: www.stern.de

Dass Hape Kerkeling gerne auf Pilgerpfaden in Spanien unterwegs ist, weiß man ja. Doch zum Drehen fuhr er in den Norden, auf Postschiffen entlang der norwegischen Küste. Im Interview verrät Kerkeling, was ihn an der Kulisse des schroffen Nordlandes so fasziniert.

Schätzelein! Mir is‘ jerade ein bisschen seekrank. Ich hatte vorher Leberwurst. Die arbeitet sich jetzt nach oben. Weiß‘, was ich mein…?“ Schnaubend lehnt sich der kauzige Typ mit Pferdegebiss, grauem Trenchcoat und Kassenbrille an die Reling. Den umtriebigen Lokalreporter Horst Schlämmer aus Grevenbroich kann dennoch nichts erschüttern. Auch nicht in seinem Urlaub nach Norwegen. Ein Mann im Fjord eben. Die deutschen Passagiere an Bord der „MS Midnatsol“ von Hurtigruten brechen vor Lachen jedenfalls in Tränen aus, drängeln sich an der Absperrung zum Set auf dem Sonnendeck. Hape Kerkeling (44) ist in seinem Element. Für den ZDF-Fernsehfilm „Ein Mann, ein Fjord!“ schlüpfte Deutschlands er in drei Rollen: die des schrulligen Journalisten Horst Schlämmer, der Gameshow-Moderatorin Gisela und der Diva Uschi Blum.

Zwölf Tage war das Film-Team im hohen Norden unterwegs. Gedreht wurde auch auf zwei Schiffen der Hurtigruten: auf der „MS Midnatsol“ und auf der „MS Polarlys“. Die perfekte Kulisse für die Kömodie um den Arbeitslosen Norbert Krabbe (Jürgen Tarrach), der einen ganzen Fjord bei einer Gameshow gewinnt und mit seiner Tochter Ute (Olga von Luckwald) aufbricht, um mit ergaunerten Schiffstickets zu seiner Blockhütte am Wasser zu kommen. Gejagt von Ehefrau Birgit (Anneke Kim Sarnau), die ihn zurückholen muss, weil Norbert bei einem anderen Preisrätsel 500.000 Euro gewonnen hat, den Gewinn aber binnen zehn Tagen persönlich abholen muss. Im Film immer präsent: Hape Kerkeling, der auch das gleichnamige Buch geschrieben hat.

Wie kommt man auf die Idee zu dieser schrägen Geschichte?

Als 17-Jähriger war ich das erste und einzige Mal per Interrail unterwegs und bin den ganzen Norden abgefahren. Gemeinsam mit meiner Freundin Sigrun war ich in Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. Das war großartig, auch wenn ich in jeder Landessprache eigentlich nur das Wort für „Jugendherberge“ sagen konnte. Und vor ein paar Jahren war ich dann mit meinem Freund Angelo mit den Hurtigruten-Postschiffen auf einer ähnlichen Route wie Norbert Krabbe unterwegs – und dabei ist uns die Idee für die Geschichte von „Ein Mann, ein Fjord!“ gekommen.

Sie spielen ja gleich drei Rollen in dem Film.

Ich habe an extremeren Charakteren einfach mehr Spielfreude. Die drei Figuren sind sehr schräg. So weiß Horst Schlämmer, obwohl er nicht mit Norbert oder Birgit Krabbe gemeinsam nach Norwegen reist, immer ein entscheidendes Stückchen mehr als die handelnden Personen. Allerdings wird er von denen nicht ernst genommen, wenn er versucht, sein Halbwissen weiterzugeben. Somit trägt er im Endeffekt eigentlich eher zu weiteren Verwicklungen bei. Mir hat es Spaß gemacht, mit den drei Figuren ein paar Highlights im Film zu setzen. Die Hauptrolle des Norbert Krabbe kam für mich nie in Frage, weil ich dann die anderen Charaktere nicht hätte spielen können. Außerdem war die Rolle des Norbert schon beim Schreiben des Drehbuchs immer für einen klassischen Schauspieler gedacht und nicht mir auf den Leib geschrieben.

Falsche Zähne, Haare, Bauch oder Busen – Sie verwandeln sich im Film permanent?

Tja, eigentlich habe ich mehr in der Maske gesessen. Beim Film werden pro Tag höchstens Szenen für drei Minuten Film gedreht, und davon ist man für maximal eineinhalb Minuten alleine vor der Kamera. Bis Maske und Kostüm von Horst Schlämmer perfekt sind, dauert es fast eine Stunde. Aber mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, in diese Masken zu schlüpfen, weil ich mich dadurch komplett von mir und meiner Gestalt verabschieden kann. Und sich als Mann in eine Frau zu verwandeln, ist wohl das Extremste, was ich machen konnte. Aber auch Schlämmer ist so weit weg von mir – das empfinde ich jedes Mal als eine Herausforderung, in diese Figur zu schlüpfen.

Was lernt man an Norwegen während solcher Dreharbeiten schätzen?

Den norwegischen Ziegenkäse. Geschmacklich eine Mischung aus Karamellbonbon und ranziger Dosenmilch – also wirklich sehr lecker! Und natürlich die unglaubliche Schönheit der norwegischen Landschaft. Wenn es da im Frühjahr und Sommer im Schnitt um zehn Grad wärmer wäre, fände ich es traumhaft.

Haben Sie sich Souvenirs aus Skandinavien mitgebracht?

Regenbekleidung in allen Variationen – etwas Besseres gibt’s nicht! Da ist der Norweger im Herbst-Winter-Fashion-Bereich ganz weit vorne. Ach, und ein Autogramm von Wencke Myhre, die für uns eine kleine Rolle gespielt hat – toll!

Im Film ist Norbert Krabbe ein großer Fan von Preisausschreiben. Haben Sie auch schon mal bei so etwas mitgemacht?

Ja, Ende der 80er Jahre musste man aus so einer Knödel- Packung etwas ausschneiden und konnte dann eine tolle Bratpfanne gewinnen. Und siehe da: Ich habe die Pfanne gewonnen!“

Wie wäre Ihre Reaktion auf den Gewinn eines Fjords in Norwegen?

Das fände ich sensationell! Vielleicht lässt sich ja das norwegische Fremdenverkehrsamt durch unseren Film dazu inspirieren, diese verrückte Idee in die Tat umzusetzen. Eine Blockhütte am Fjord als Gewinn – das wäre doch echt ein Knaller. Wobei mir eine italienische Meerenge lieber wäre – allein schon aus wettertechnischen Gründen.

Matthias Hartz: Man könnte mich als Norweger bezeichnen. Meine Familie stammt nicht aus Norwegen, dennoch bin ich mit dieser Nation eng verbunden. Ich liebe die außergewöhnliche Natur und die unaufgeregte Lebensart der Menschen. Lieblingsstadt - Oslo / Lieblingsort - Helgeland / Lieblingsessen - an allen Tankstellen!

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