Quelle: www.welt.de

Nach mehr als 80 Jahren soll das Rätsel um den verschwundenen Polarforscher Roald Amundsen doch noch gelöst werden: Die norwegische Marine will mit Hilfe hochmoderner Technik das Gebiet vor Spitzbergen absuchen. Amundsen soll dort im Juni 1928 während einer Rettungsaktion mit seinem Flugzeug „Latham“ abgestürzt sein.

Der Polarforscher Roald Amundsen wurde am 16. Juli 1872 in Borge geboren. Am 14. Dezember 1911 erreichte er noch vor seinem Rivalen Robert Falcon Scott als erster Mensch den Südpol.

Der Polarforscher Roald Amundsen wurde am 16. Juli 1872 in Borge geboren. Am 14. Dezember 1911 erreichte er noch vor seinem Rivalen Robert Falcon Scott als erster Mensch den Südpol.

Auf einem Flug zur Rettung havarierter Arktisforscher fand der Norweger Roald Amundsen im Juni 1928 selbst den Tod im Eis des Nordpolarmeers. Er verschwand nahezu spurlos irgendwo zwischen der nordnorwegischen Küste und Spitzbergen und wurde bis heute nicht gefunden. Lediglich einen Schwimmer des benutzten Wasserflugzeugs zog 1930 ein Fischer aus dem Meer. Was damals geschah, wo Amundsen abstürzte, soll jetzt mit einer Suchexpedition geklärt werden, wie die norwegische Marine in Bergen mitteilte.

Im August dieses Jahres, 81 Jahre nach dem Verschwinden des Polarforschers, werden das Marineschiff €žKNM Tyr€œ und die €žKV Harstad€œ von der Küstenwache in der Barentsee nach dem Verschollenen suchen. Bereits 2004 war eine Suche nordwestlich der Bäreninsel gestartet worden. Die Bäreninsel liegt etwa auf halbem Weg zwischen Norwegen und Spitzbergen, dem Ziel von Amundsen. Die Aktion musste aber wegen anhaltend schlechten Wetters abgebrochen werden.

Für den kommenden Sommer hoffen die Verantwortlichen auf günstigere Bedingungen. Wie auf einer heißen Spur werden die beiden Schiffe dem Kurs jenes Fischers folgen, der zwei Jahre nach dem Unglück den Schwimmer fand. Hoch entwickelte Technik in Form von Robotern dient dabei als wichtigstes Werkzeug bei der Suche.

Eines der Geräte heißt €žHugin 1000€œ und ist ein sogenanntes autonomes Unterwasserfahrzeug. Hugin hat die Form eines etwas zu dick geratenen Torpedos und bewegt sich selbstständig im Wasser. Während der Fahrt tastet das Gerät den Meeresboden unter sich mithilfe von Ultraschall nach verdächtigen Strukturen ab. Wenn Hugin Auffälligkeiten findet, kommt ein ferngesteuerter Tauchroboter mit vier hochauflösenden Kameras zum Einsatz. Beide Tauchsysteme wurden ursprünglich entwickelt, um sehr kleine Minen im Wasser aufzuspüren. Ein komplettes Flugzeugwrack sollte ihnen nicht entgehen.

Dennoch gibt es keine Erfolgsgarantie; das Areal, in dem Roald Amundsen verschollen ist, hat eine gewaltige Ausdehnung. Vielleicht ergeht es ihm wie seinem großen Idol, dem Briten Sir John Franklin, dessen Bücher Amundsen schon als Junge verschlang und die in ihm das Bedürfnis weckten, Polarforscher zu werden. Franklin kam 1847 auf der Suche nach der Nordwestpassage ums Leben, jener Wasserstraße vom Atlantik durch die kanadische Inselwelt zum Pazifik. Auch von Franklin, seiner Mannschaft und seinen beiden Schiffe wurden bis heute nur wenige Spuren gefunden.

Statt Franklin fand Amundsen die Nordwestpassage. Er wurde einer der berühmtesten Polarforscher und allgemein bekannt, als er am 14. Dezember 1911 den Wettlauf zum Südpol gegen den Briten Robert Scott gewann.

1926 überflog Amundsen mit dem Italiener Umberto Nobile in einem Luftschiff den Nordpol auf dem Weg von Spitzbergen nach Alaska. Zwischen beiden entzündete sich ein Streit, ob der Ruhm der Polüberquerung Norwegen oder Italien zukomme. Nobile verunglückte nach einer zweiten Ãœberquerung 1928 bei der Landung auf Spitzbergen. Trotz des Zerwürfnisses beteiligte Amundsen sich an den Rettungsversuchen und kam selbst dabei um.